Skip to content Skip to left sidebar Skip to footer

Autor: Redaktion

Die Akteure vom Sheffi eld FC und SV Lipsia 93 Leipzig-Eutritzsch beim Rückspiel in Sheffield (6:3) am 3. August 2019 (Foto: Julia Wurzel)

Historische Ansichten von Eutritzsch (141)

Die Geschichte des SV Lipsia 93 Leipzig-Eutritzsch

Ende der 1880er Jahre entstanden auch innerhalb der Leipziger „Allgemeinen Turnvereine“ erste fußballspielende Gruppierungen. Als erster eigenständiger sächsischer Fußballverein gilt der Fußballclub „Lipsia“, der am 1. Februar 1893 wohl von Lehrlingen und Gehilfen des „Optischen und mechanischen Institutes“ R.F. Poller in der Gohliser Gaststätte „Zur Mühle“, Rosenthalstraße 3 (heute Platnerstraße 13), gegründet wurde. Nach einem Brand (2006) erfolgte der Abbruch der Gaststätte.

Auf die Fotos klicken für eine Bildbeschreibung.

Als Gründer des FC Lipsia 93 werden u. a. folgende junge Männer genannt: Ewald Anton, Alex Westeroth, Bernhard Jülich, Curt Häußler, Arthur Paasche, Georg Hosenberg und Otto Thebus. Bereits im Frühjahr 1893 finden auf dem alten Militäranrainerplatz zwischen Pestalozzistift und Militärlazareth die ersten Spiele statt. Als Umkleideraum diente ein Keller im „Neuen Gasthof Gohlis“, Leipziger Straße 4 (Gohliser Straße 42, Kriegsverlust). Der aus England stammende Fußball-Sport war bei vielen hierzulande anfangs als undeutsch und unpatriotisch verrufen. 1894 durfte auf dem Exerzierplatz eine Bude für Spielgeräte aufgestellt werden. Immer wurde bei Gesuchen an den Rat der Stadt darauf hingewiesen, dass „Lipsia“ der älteste Leipziger Fußball-Club ist. Man betonte, die Fußballer zu kräftigen wehrfähigen Männern heranzubilden.

1896 erfolgte der Zusammenschluss Leipziger Fußballvereine zum „Verband Leipziger Ballspiel-Vereine“. Am 28. Januar 1900 wurde im Leipziger Restaurant „Mariengarten“, Carlstraße 10 (heute Büttnerstraße), der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit Vertretern von 86 Vereinen (darunter „Lipsia“) gegründet und am 2. Weihnachtsfeiertag, dem 26. Dezember 1900, war hier „Lipsia“ auch Mitbegründer des „Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine“. Durch die in Angriff genommenen Arbeiten zur Bebauung des Exerzierplatzes musste sich „Lipsia“ nach einem anderen Sportplatz umsehen und erhielt 1903 einen Platz in Eutritzsch pachtfrei, begrenzt durch die Wittenberger Straße, Turnerstraße (Salzmannstraße), Theresienstraße und Straße O (Anhalter Straße).

Auf die Fotos klicken für eine Bildbeschreibung.

Der Zusammenschluss 1905 mit dem FC Sturm unter dem Namen „Lipsia-Sturm“ war nur von kurzer Dauer, da bald viele „Sturm“-Spieler den Verein verließen. 1909 erhält „Lipsia-Sturm“ eine Spielewiese an der Ecke Berliner/Wittenberger Straße und eröff net im Juli 1910 seinen neuen Platz. Infolge nimmt „Lipsia-Sturm“ wieder seinen alten Namen „Lipsia 93“ an. 1913 gelingt es dem Verein an der Friedhofstraße in Eutritzsch von der Kirchgemeinde ein Feld zu pachten und in einen Sportpark umzuwandeln. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrten 24 Fußballer des Vereins nicht  zurück.

Im Frühjahr 1933 erfolgte eine Umorganisation des deutschen Fußballsportes, verbunden mit der Aufl ösung des „Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine“. Die Vereine gehören bald zum Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL), 1938 zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSRL). 1944 vereinigten sich der „SV Lipsia Leipzig“ und der „VfL Reichsbahn Leipzig“ zu einer Kriegsspielgemeinschaft: „KSG Lipsia/ Reichsbahn“. Nach 1945 wurden „bürgerliche“ Vereine von der Alliierten Kontrollbehörde in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) aufgelöst, so auch „Lipsia Eutritzsch“.

Das alte Sportplatzgelände beanspruchte die Kasernierte Volkspolizei (KVP), sodass der Spielplatz auf staatliche Anordnung aufgegeben werden musste. Die neue Heimstätte war nun endgültig an der Thaerstraße. In der DDR hatte der traditionsreiche Fußballklub „Lipsia“ Namen, wie SG Eutritzsch 1949 (1949), BSG Einheit Eutritzsch (1959), BSG Baufa Eutritzsch (1989), dann SSV Baufa Eutritzsch (1990). Zum 100-jährigen Jubiläum, am 1. Februar 1993, nahm der Eutritzscher Fußballverein wieder den historischen Namen „SV Lipsia 1893 Leipzig-Eutritzsch“ an.

Auf die Fotos klicken für eine Bildbeschreibung.

Seit dem Mauerfall 1989 kämpft sich der Verein mit Leidenschaft und Erfolg durch bewegte Zeiten. 2018 spielte „Lipsia“ als ältester Fußballclub Sachsens gegen Sheffield FC, den ältesten  Fußballclub der Welt – Freundschaft verbindet, auch beim Rückspiel 2019 in Sheffield! Ein „Lipsia“-Urgestein war Winfried Becker, der sich mit Hingabe ehrenamtlich für den Verein eingesetzt hat. Die Eutritzscher Fußball-Ikone ist 2020 nach fast 60 Jahren Vereinsmitgliedschaft verstorben.

Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte war das Erreichen des Viertelfinals zum Sachsenpokal 2023. Seit 20 Jahren gibt es auch eine erfolgreiche Damenmannschaft. Der „SV Lipsia 1893 Leipzig-Eutritzsch“ hat heute zirka 450 fußballbegeisterte Mitglieder in 13 Mannschaften, denen zwei Rasenplätze und ein Kleinfeld zu Verfügung stehen – man träumt von der Realisierung eines Kunstrasenplatzes, um die Spielbedingungen weiter zu optimieren.

Auf die Fotos klicken für eine Bildbeschreibung.

Viele Akteure trugen und tragen zum „Lipsia“-Erfolg bei. Stellvertretend für alle soll hier die Arbeit des Geschäftsführers Arvid Schröpfer, des Schatzmeisters Jan Erdmenger und des Präsidenten Christian Lohmeier würdigend genannt sein.

(Die vielen unwesentlichen Namensänderungen des Vereins „Lipsia“ in den 132 Jahren Vereinsgeschichte wurden zum Teil im Text vernachlässigt).

Außer auf mein Privatarchiv habe ich auf Inhalte von Dokumenten des Stadtarchivs und von Lipsia Eutritzsch zurückgegriffen. Insbesondere danke ich Olaf Hillert und Christian Lohmeier!

Frank Heinrich

Der Reporter auf drei Rädern

Teil 1

Jeder hat seinen Fundus an Erinnerungen in Form von Fotos auf seine Weise parat. Wer, wie Karl Detlef Mai, auch noch das Bildgedächtnis seines Vaters lebendig hält, merkt schnell, wie unterschiedlich groß das Interesse daran ist. Es sind Fotografien, die bis in die 1940er Jahre zurückreichen und die sich inzwischen in Schulbüchern, Lexika und Bildbänden, in Archiven und Dauerausstellungen wiederfinden. Die eigentlichen Tagebücher von 1948 und 1949, gespickt mit eigenen Kommentaren, Skizzen, nicht eingelösten Lebensmittelkarten, Fahrkarten und Zeitungsausschnitten sind ein ganz besonderer Nachlass. Denn ohne Erklärungen zu Ort, Zeit und Anlass würden die Bilder an Wert verlieren und in Vergessenheit geraten. Publikationen und Ausstellungen brauchen deshalb detaillierte Informationen.

Auf die Fotos tippen bzw. klicken für eine größere Ansicht und Bildbeschreibungen.

Seit dem 100. Geburtstag von Karl Heinz Mai (1920–1964) gibt es jedes Jahr mindestens einen neuen Kalender, weiterhin neue Publikationen und Beiträge in den verschiedensten Medien. Die Website www.fotothek-mai.de wird seit Anfang des Jahrhunderts gepflegt und bietet zahlreiche Informationen, die Künstler-Website für Karl Heinz Mai ebenfalls – für Liebhaber von Fotografie und natürlich aufgrund zahlreicher Leipziger Aufnahmen auch für Freunde der Leipziger Stadtgeschichte eine wahre Fundgrube. Bekannt wurden die Arbeiten erst viele Jahre nach seinem Tod. Geschätzt werden sie, seitdem sie in der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, in Beteiligungen im Alten Museum Berlin, im Kulturzentrum der DDR in Paris, in der Kunsthalle Köln, im Haus der Geschichte Bonn und in der Berlinischen Galerie und weiteren renommierten Galerien gezeigt wurden.

Falls Sie Fragen haben, nutzen Sie bitte die Website www.fotothek-mai.de oder rufen Sie Karl Detlef Mai werktags zwischen 10 und 18 Uhr an: 0341 8605900 / Mobil: 0155 65583096

Karl Detlef Mai

Zur Person von Karl Heinz Mai:

Besuch der Berufsschule für Kaufleute bis 1939. Einberufung zum Kriegsdienst, 1941 schwere Verwundung und Amputation beider Beine. Im Sommer 1943 Rückkehr in die elterliche Wohnung. 1945 Beginn der fotografischen Dokumentation des Nachkriegsalltags in und um Leipzig. Er arbeitet gelegentlich als „mobiler“ Fotograf, porträtiert und wird zum Zeitzeugen, bedient verschiedene Genres und fotografiert in den ersten Jahren ohne jeglichen Auftrag. Zur Fortbewegung diente ihm ein sogenannter „Selbstfahrer“.